Philosophische Gedanken

Quelle: Richard David Precht: „Erkenne Dich selbst“ Eine Geschichte der Philosophie Band I / Goldmann 2016

Tugenden – Aristoteles

Tugenden sind niemals absolut, sondern immer graduell. Man handelt gut, wenn man tapfer ist, und man handelt gut, wenn man weise ist. Das Gute kann aber durchaus miteinander in Konflikt geraten.

So kann es weise sein, in einer bestimmten Situation besser nicht tapfer zu sein, etwa wenn die Tapferkeit nutzlos ist und nur ein unnötiges Selbstopfer.

Freigebigkeit ist ohne Zweifel eine gute Sache, aber zu freigebig zu sein macht mich zum leichtsinnigen Verschwender.

So ist es in der Theorie richtig, die Wahrheit zu sagen. Doch es gibt Umstände im Leben, in denen es ratsam ist zu lügen, zum Beispiel um einen geliebten Menschen vor Unrecht oder Gefahr zu schützen.

Und natürlich soll man nicht töten – außer vielleicht um jemanden zu retten, in Notwehr oder in einem Krieg.

Empathie ist gut, darf aber nicht zur Selbstaufgabe führen.

Hedonismus – Epikur

Pearl S. Buck sagte: “Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten”.

Epikurs Lehre ist keine Philosophie der Lustgewinnung, sondern eine der Leidvermeidung. Was, so fragt er, beeinträchtigt uns, ein entspanntes, gelassenes Leben zu führen?

Es ist der Schmerz, hervorgerufen durch körperliche und seelische Entbehrungen und Sorgen. Wir fühlen Schmerz, wenn wir hungern und dürsten, und wir leiden durch Ängste und Sorgen. Essen und Trinken, Freude und Fröhlichkeit dagegen bereiten uns Lust, weil sie das Leiden verhindern oder abstellen.

Viel Leid wird aber auch dadurch hervorgerufen, dass wir Dinge begehren, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Epikurs Lust ist bescheiden:

Nicht die Intensität des Genusses reizt ihn, sondern ihre Stetigkeit.

 

Tetrapharmakon Epikurs

Eine richtige Philosophie wirkt wie ein Antibiotikum gegen die vielen Entzündungsgefahren des Lebens.

  • Gegen die Gottesfurcht hilft das Wissen, dass das menschliche Leben den Göttern völlig gleichgültig ist.
  • Gegen den Tod hilft die Einsicht, dass er für den Menschen ja ohnehin nicht erfahrbar ist. Alles, was uns bewegt, erfahren wir durch unsere Sinne. Da aber der Tod das Ende der Sinnlichkeit ist, warum sollte uns dieser Zustand ängstigen?
  • Gegen die Begierden und Leidenschaften hilft die präzise Unterscheidung zwischen dem, was tatsächlich natürlich und notwendig ist, und dem, wonach wir völlig unnötig und fehlgeleitet streben. Welcher entspannte Mensch braucht schon allzuviel Sex? Wer muss unbedingt Fleisch essen? Und wer benötigt materiellen Reichtum?
    Tatsächlich reich wird man nicht dadurch, dass man seinen Besitz mehrt, sondern dadurch, dass man seine Wünsche verringert. Ein Reichtum, der keine Grenze hat, ist eine große Armut.

Klugheit ist wertvoller als Philosophie; aus ihr gehen alle übrigen Tugenden hervor: Sie lehrt, dass es kein lustvolles Leben gibt, ohne klug, gut und gerecht zu leben, – und kein kluges, gutes und gerechtes Leben, ohne lustvoll zu leben.

Descartes

[Wikipedia]

1637 publizierte Descartes im holländischen Leiden anonym seinen Discours de la méthodepour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences, plus la Dioptrique, les Météores et la Géométrie qui sont des essais de cette méthode (deutscher Titel: Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung), wörtlich: „Abhandlung über die Methode, seine Vernunft gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen, dazu die Lichtbrechung, die Meteore und die Geometrie als Versuchsanwendungen dieser Methode“. Der als populärwissenschaftliches Werk auf hohem Niveau angelegte Discours de la méthode, wurde langfristig Descartes’ wirksamstes Buch.

Kernpunkte des Discours sind:

  • eine Erkenntnistheorie, die nur das als richtig akzeptiert, was durch die eigene schrittweise Analyse und logische Reflexion als plausibel verifiziert wird,
  • eine Ethik, gemäß der das Individuum sich im Sinne bewährter gesellschaftlicher Konventionen pflichtbewusst und moralisch zu verhalten hat,
  • eine Metaphysik, die zwar (durch logischen Beweis) die Existenz eines vollkommenen Schöpfer-Gottes annimmt, aber kirchenartigen Institutionen wenig Raum lässt,
  • eine Physik, die die Natur als durch zwar gottgegebene, aber allgemein gültige Gesetze geregelt betrachtet und dem Menschen ihre rationale Erklärung und damit letztlich ihre Beherrschung zur Aufgabe macht.

Auch die nächsten Werke von Descartes lösten in Fachkreisen intensive Diskussion aus und waren langfristig wirksam:

  • Zunächst lateinisch gedruckt wurden 1641 in Paris die Méditations sur la philosophie première, dans laquelle sont démontrées l’existence de Dieu et l’immortalité de l’âme (so der Titel einer französischen Übersetzung von 1647; dt. „Meditationen über die Erste Philosophie, in der die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele bewiesen wird“). Die zweite Auflage 1642 in Amsterdam erschien mit geändertem Untertitel, „denn ich kann nicht beweisen, dass Gott die Seele nicht vernichten könnte, sondern nur, dass sie von völlig anderer Natur als der Körper ist und nicht mit dem Körper stirbt“ (Brief an Marin Mersenne vom 24. Dezember 1640). Der Untertitel lautete nun: Méditations sur la philosophie première, dans laquelle sont démontrées l’existence de Dieu et la distinction de l’âme et du corps (dt. „Meditationen über die Erste Philosophie, in der die Existenz Gottes und der Unterschied zwischen Seele und Körper bewiesen wird“).
  • Ebenfalls erst nachträglich ins Französische übersetzt wurde die Schrift Principia philosophiae („Grundlagen der Philosophie“, 1644).

Gottfried Wilhelm Leibniz  …..

Historisches Museum in Hannover am Hohen Ufer bei Nacht.  [alles Wikipedia]

Das Zitat von Gottfried Wilhelm Leibniz, welches am Gebäude leuchtet, lautet:

„Es gibt nicht Ödes, nichts Unfruchtbares, nichts Totes in der Welt, kein Chaos, keine Verwirrung, außer einer Scheinbaren, ungefähr wie sie in einem Teiche zu herrschen schiene wenn man aus einiger Entfernung eine verworrene Bewegung und sozusagen ein Gewimmel von Fischen sähe, ohne die Fische selbst zu unterscheiden.“

Letzter Universalgelehrter

Leibniz sagte über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“ Er zählt zur Frühaufklärung und wird oft als letzter Universalgelehrter bezeichnet. Er hatte einen starken Einfluss auf die nachfolgenden Aufklärer, die klassische deutsche Philosophie, den deutschen Idealismus und die Literatur der Klassik. Seine Entdeckungen in den Naturwissenschaften und seine philosophischen und historischen Schriften werden bis heute von Gelehrten in aller Welt zu Rate gezogen. Er repräsentierte als letzter großer Denker die vor dem 18. Jahrhundert praktizierte Wissenschaft der vielfältigen Verknüpfung und des Analysierens der Zusammenhänge.

Einige seiner Forschungsergebnisse und Initiativen waren:

Beste aller möglichen Welten

Der berühmte Satz von der „besten aller möglichen Welten“ ist oft missverstanden worden. Die Idee der „besten aller möglichen Welten“ soll nicht in naiver Weise tatsächliches und großes Übel in der Welt leugnen oder schönreden.

Vielmehr weist Leibniz auf einen notwendigen Zusammenhang zwischen Gutem und Üblem hin: Es gebe nämlich Gutes, das nur zum Preis der Existenz von Übel zu haben ist.

Die wirkliche Welt ist die beste u. a. in dem Sinne, dass das Gute in ihr auch von Gott nicht mit einem geringeren Maß an Übel verwirklicht werden kann. Außerdem ist die „beste aller möglichen Welten“ dynamisch gedacht: Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten.

Gott hat unter allen möglichen Welten die beste geschaffen. Da er allmächtig, allwissend und allgütig ist, musste er das auch. Die in der Welt vorkommenden Übel stehen dem nicht entgegen. Leibniz unterscheidet sie nach drei Typen[18]:

1. Metaphysisches Übel
Das metaphysische Übel bzw. Elend besteht in der Endlichkeit der Welt. Dieses wäre wohl nicht zu vermeiden, wenn Gott eine perfekte Welt schaffen wollte.
2. Physisches Übel
Leiden und Schmerzen gehen mit einer gewissen Notwendigkeit aus dem metaphysischen Übel hervor, da geschaffene Wesen zwangsläufig unvollkommen sind.
3. Moralisches Übel
Ein geschaffenes Wesen hat die Möglichkeit zu fehlen bzw. theologisch formuliert zu sündigen, da Gott ihm die Gabe der Freiheit verliehen hat.